Geschichte des Instituts Teil I: Die Ursprünge
Das Universitätsfach Sport ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Seine Aufgaben sind heute vielfältig zwischen Ausbildung und Freizeitgestaltung gefächert. Es ist entstanden aus dem Bestreben, sowohl der Volksgesundheit im Allgemeinen zu dienen, als auch die geistige Elite und die Jugend des Volkes wehrhaft zu machen.
Abb.
1: Die Boots- und Fechthalle der Christiana Albertina neben der Seeburg
im Jahre 1925 vor einer Bootstaufe: Drei Paddelboote und drei Vierer
sollten geweiht werden. Die Fechthalle befand sich im ersten Stock des
Jugendstilgebäudes. Quelle: Vgl. Strempel, K. R. (1927). Die
Leibesübungen an deutschen Hochschulen. Leipzig: Quelle & Meyer; Abb. 9.
Nach dem 1. Weltkrieg und dem Versailler Verbot einer allgemeinen Wehrpflicht im Deutschen Reich wurden an den Universitäten Preußens auf Anordnung des Berliner Ministeriums für »Wissenschaft, Kultur und Volksbildung« verschiedene Hochschulsporteinrichtungen zu einer Einheit zusammengefasst, welche Turnen, Fechten, Reiten, Rudern allen Studierenden zur freiwilligen Körperertüchtigung angeboten haben. In Kiel wurde durch den
Erlass des Kurators Dr. Erich Wende vom 2. Mai 1925 das »Institut für Leibesübungen« (IfL) formal gegründet. Der erste Leiter des IfL ist Dr. phil. Karl Richard Strempel (*1888 – †1948; s. Abb. 2), der seit Oktober 1923 als »Akademischer Turn- und Sportlehrer« dem Rektor der Universität unterstellt, insofern keiner der vier Fakultäten zugeordnet war. Dr. Strempel war Studienrat mit der Lehrbefähigung für die Fächer »Griechisch, Latein, Deutsch«.
Turnfakultas der Universität Greifswald
Quelle: Rüdiger Strempel, Bad Godesberg, Enkel von Dr. K. R. Strempel , hat dem Verfasser dieses Photo für verschiedene Publikationen zur Verfügung gestellt.
Er hatte sowohl den allgemeinen Hochschulsport für alle Studierenden, als auch die Turnlehrer-Ausbildung für Leibeserzieher an Gymnasien zu organisieren. Dabei gingen ihm zwei Assistenten mit Turnfakultas der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Spandau (PrHfL) sowie der Universitätsfechtmeister Richard Pohle (*1881 – †1939) zur Hand. Richard Pohle (vgl. Abb. 5) wirkte seit Mai 1922 in Kiel, und zwar als dreizehnter Fechtlehrer der Universität. Am 18. März 1926 hatte der Kurator Dr. Wende sich zum Aufgabenkreis des akademischen Turn- und Sportlehrers im Schreiben B 430 betr. IfL wie folgt geäußert:
»… Die vornehmste Aufgabe des Akademischen Turn- und Sportlehrers (ATSL) und des IfL ist in der Vermittlung echter Körperkultur im weitesten Sinne an einen möglichst großen Kreis von Studierenden zu erblicken. Der ATSL muss daher sein Hauptaugenmerk auf die körperliche Erziehung und praktische Ausbildung der Studierenden in allen Formen der Leibesübungen richten. Er muss die Leitung überall in der Hand behalten und darf sich durch Verwaltungs- und organisatorische Arbeiten nicht von dieser Hauptaufgabe entfremden lassen. Daneben hat er in seinem Institut auch die wissenschaftliche Bearbeitung der mit Körperkultur und körperlicher Erziehung in Zusammenhang stehenden Fragen zu fördern. Hierbei wird für ihn die Zusammenarbeit mit dem Sportarzt und den Vertretern der medizinischen Wissenschaft sowie den Vertretern der Pädagogik und Kulturgeschichte … von besonderem Wert sein … «.